"Around Brazil" ACT Music 2006
Musicweb Russian-born pianist Simon Nabatov is a chameleon. When I first heard him, he was playing Benny Goodman-style jazz on the 1996 album Swing Kings with vibist Wolfgang Schluter and drummer Charly Antolini. Even in this conventional setting, one could tell that Nabatov was special – not only capabale of playing classy Teddy Wilson-type piano but also displaying the most astonishing technique: creating phenomenal runs that would have made Art Tatum proud, while also treating the piano as a playground for mischievously anarchic fun. Tony Augarde |
Rheinischer Merkur June 2006 So hört sich der perfekte Soundtrack zum brasilianischen Ballzauber an, von dem die Klinsmann-Elf träumt: Der heute in Köln lebende russische Pianist Simon Nabatov ist ein furioser Alleskönner, könnte allein schon mit technischem Bravado Bewunderung auslösen. Wie er sich nun in seiner neuen Soloaufnahme der Musik Brasiliens annimmt und Kompositionen von Gilberto Gil und Antonio Carlos Jobim, von Caetano Veloso und Ary Barroso sowie zwei eigene Songs spielt, das dürfte ihm aber so schnell keiner nachmachen. Mühelos vermischt er Bossa Nova mit Johann Sebastian Bach. Lässt er ein melancholisches Original als klackernde Spieluhr ausklingen. Präpariert sein Klavier. Fügt Freejazz-Cluster ein. Und ist dann lyrisch, subtil und sein Anschlag schwebend leicht. Ein hochintelligentes, stets mitreißendes Hörvergnügen.
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Rondo July 2006 Den Pianisten Simon Nabatov zu charakterisieren, fällt schwer. Er ist Avantgardist und Traditionalist. Er beherrscht das Handwerk des Barpianisten, er swingt und er experimentiert völlig unkonventionell mit Klängen. In seinem Beitrag zur Piano-Solo-Reihe des Münchner Labels ACT vereinte er all diese Facetten mit seiner Liebe zur brasilianischen Musik. Zwei beschwingte Songs von Caetano Veloso und Antônio Carlos Jobim, "Desde que o samba é samba" und "Estada do Sol", eröffnen die Disc. Im Gegensatz zu diesen Stücken mit tragenden Melodien baut er das eigene, zehnminütige "Partita de Março" aus Klangtupfern, Fetzen, Läufen und anderen Figuren wie ein Actionpainter auf und findet zu einer flirrenden, aus kleinen Punkten zusammengesetzten Hitze. Im Gegensatz dazu wirkt seine zweite Eigenkomposition, "My Sertão", wie ein fröhliches Tänzchen eines virtuosen, mit allen Wassern gewaschenen Kneipenpianisten. Seine Version von Ernesto Nazareths "Nenê" erinnert liebevoll an das steife Spiel der Ballett-Korrepetitoren, und "Eu vim da Bahia" von Gilberto Gil ist bei ihm eine besinnliche Ballade. Im Gegensatz dazu gestaltet er Militãos "Depois que o llê passar" als Klanggemälde aus sirrenden, mit der Hand angeschlagenen Saiten und kleinen, feinen, zögernd wie aus dem Off hereinwehenden Melodien. Ary Barrosos "Na Baxia do Sapateiro" reicht von abstrakten Klangbewegungen bis zur heiteren Samba. Auch seine Version von Antônio Carlos Jobims "Valsa de Pôrto Das Caixas" beginnt mit isolierten Bewegungen, die sich zu einem brüchig melodiösen Trance verdichten. Mit Caetano Velosos "Qualquer coisa" und "Você é linda" klingt die Disc stimmungsvoll aus. Die schlichte Schönheit und komplexe, fast unspielbare Struktur, sanfte Klänge und harsche Dissonanzen prägen die Disc - ein verblüffendes Selbstportrait eines großartigen, weit unterschätzen Pianisten. Werner Stiefele |
Welt am Sonntag May 2006 Man stelle sich vor, der Komponist Georg Friedrich Händel hätte plötzlich die weiße Perücke wippen lassen und wäre aus einem barocken Rondo zum Cool Jazz des frühen Herbie Hancock übergegangen. So klingt es, wenn Simon Nabatov spielt. Doch der russische Pianist, der in New York studierte und 1989 nach Köln zog, streift auch Chopin, den Ragtime und alle Jazzrichtungen seit dem Swing. Auf seiner neuen CD zeigt er, was er kann. Sie heißt "Around Brazil", doch der Latin Jazz ist nur ein Element von Nabatovs Schußfahrten durch die Musikgeschichte. Ein Stück des Bossanova-Interpreten Jobim wird mit einer Bach-Partita gekreuzt, Tanzmusik von Ary Barroso schält sich aus schrillem Free Jazz hervor. Solche Klangmixturen kennt man sonst nur von Keith Jarrett. "Am Ende sollte man lachen können", meint Nabatov, der Meister des verspielten Jazzklaviers. Thomas Lindemann |
STEREO August 2006 Unter den heutigen Jazzpianisten ist der in Köln lebende Russe bester Moskauer Klavierschule nicht nur ein hochkaratiges Tastenschwergewicht, er ist auch einer der eigenständigsten musikalischen Köpfe. In Rahmen der „Piano Works“ – Serie geht er einen völlig eigenen Weg zur brasilianischen Musik. Natürlich nimmt er sich Perlen aus der Feder mehrerer Größen der populären Musik vor – von Ary Barroso über Tom Jobim bis zu Gilberto Gil und Caetano Veloso -, aber wie er diese mit Improvisationen und klassischen Elementen durchsetzt, das ist genial. Berthold Klostermann |
Stereoplay July 2006
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