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"Verbs" Clean Feed Records 2023

 

 

NRW JazzNet October 2023

„Verbs“ heißt das neue Album von Simon Nabatovs aktueller fünfköpfiger Formation „3+2“, welches soeben auf dem Cleenfeed-Label erschienen ist. Erster Eindruck: Simon Nabatov, der umtriebige Kölner Ausnahmepianist, ist bei aller Konstanz beim hohen Qualitätslevel immer wieder für Überraschungen gut. Und das triff auch für seine fabelhaften Mitmusiker zu. Auffällig ist zunächst die Besetzung: Sein „Kölner“ Trio mit Stefan Schönegg (b) und Dominik Mahnig (dr) ist um zwei Mitstreiter erweitert: Leonhard Huhn (as,cl) und Philip Zoubek (synth). Weiter sind die sieben Stücke des Albums nach Verben, und zwar in ihrer Imperativ-Form benannt – so erklärt es Simon Nabatov in den Liner-Notes. Offensichtlich sollen die Titel eine zusätzliche Interpretationsebene bieten. Und bei der Musik von Simon Nabatov ist der geneigte Zuhörer immer aufgefordert: intensiv zuhören!

 Zwei Spielmodi

Bis auf „Breathe“ bestehen alle Titel des Albums aus reiner Gruppen-Improvisation, ein Bild, eine Vorgabe zum Genre oder zur Struktur dienten als jeweiligen Impuls dafür. Daraus entstanden sind zwei verschiedene Spielmodi mit einer für Nabatov nicht untypischen Mischung aus ruhig-rätselhaften Klangräumen auf der einen und hochenergetischen Eruptionen auf der anderen Seite. Zur ersteren Gruppe gehören das langsam-besinnliche „Pray“ mit einem choral-artigen Unisono, die geheimnisvolle balladeske Klanglandschaft von Reveal oder das schwebend-verhaltene Converge mit seiner allmählich steigenden Dynamik - mit fast 12 Minuten das längste Stück des Albums. Ganz anders der Titel „Race“: ein energiegeladenes Uptempo-Stück mit kräftig vorwärtstreibendem Rhythmus, bei dem sich alle Instrumente nach Herzenslust austoben. In „Evolve“ setzt die Gruppenimprovisation immer wieder von neuem zu einem furiosen Tutti an. Bei „Float“ sind die Einzelstimmen jeweils stärker akzentuiert, der Tastenmagier zaubert in gewohnter Weise mit virtuosen Läufen und Akkordkaskaden. So auch in seiner Komposition „Breathe“, bei der er mit seiner kraftvollen Dynamik die Bandmitglieder mitreißt. Zu spüren ist eine ausgelassene Feierlaune, die in einen südamerikanisch anmutenden Sound mündet.

Intensives Interplay gleichberechtigter Bandmitglieder

  Auffällig bei der gesamten Aufnahmesession aus dem Kölner Loft im letzten Jahr ist ein ausgesprochen „harmonischer“ Teamgeist: Die Gruppenimprovisation zeigt ein phantasievolles Interplay, das für ein homogenes Klanggewebe sorgt, bei dem die Erweiterung des eingespielten Trios zu dem Quintett nur als natürlich, als perfekt verstanden werden kann. Die Interaktion aller Beteiligten ist stimmig, ob bei den Powerplay-Stücken oder den eher mysteriös-poetischen Titeln. Simon Nabatovs Spiel in der kollektiven Improvisation ist dabei interessanterweise eher zurückhaltend. Natürlich sind seine atonalen Cluster und sein Tastenzauber in allen Stücken als sein Markenzeichen unverkennbar. Auch dürfte seine Rolle als Impulsgeber für die anderen Musiker wesentlich sein.  Jedoch finden alle Instrumente ihren gleichberechtigten Part. Und das Ergebnis ist insgesamt eine hervorragende Aufnahme eines phantasiereichen Quintetts mit hohem Energielevel und großer Intensität. Improvisierte Musik vom Feinsten!

Heinrich Brinkmöller-Becker

 

Free Jazz Blog November 2023

Cologne-based pianist/ composer Simon Nabatov enjoys a broad musical practice, rooted in a combination of fluency and openness, whether venturing into Latin American music, the repertoire of Herbie Nichols, setting texts of early Russian modernist poetry or, as is the case here on Verbs, expanding his trio with bassist Stefan Schönegg and drummer Dominik Mahnig to a quintet with Leonhard Huhn on alto saxophone and clarinet and Philip Zoubek on synthesizers in a quest for committed and complex movement. The cues here are a series of titles, each of them a call to a significant action, all essential acts with which we might fight, dream or struggle toward achievement, meaning or grace. The music, thus concerned with existential acts, is, inevitably and necessarily, largely improvised. The verbs of the track titles – “Pray”, “Race”, “Reveal”, “Breathe”, “Converge”, “Evolve”, “Float” – are keys to the moods of the pieces, all collectively improvised, but for “Breathe”: “Pray” is longing meditation, “Race” dynamic, hyperkinetic movement, “Reveal” sunlit romance. The significance of the titles is direct, they are prods to mood, but the character of the improvisations is spectacular. Each musician is a virtuoso listener, garnering, anticipating material from his co-workers, and responding as a virtuoso of empathy and stimuli. Whether it’s slow, medium or up-tempo, each piece is a weave of voices entering with germane asides, supportive nods or fresh textural elements, coming and going in a shifting, contrapuntal choir. The longest track, “Converge”, approaching 12 minutes, is filled with a dark power, initially marked by diverse percussion and increasingly driven by an engine-room roar of synthesizer. The composed “Breathe”, oddly enough, is perhaps the most manic and slightly comic: an explosion of tight-knit bits of electronics, piano and drums, all given to a certain tendency to whiz-bang, a sudden redirecting shock, often comic, that finds companions in the fluttering piano of “Evolve” and the rhythmic knotting of the concluding “Float”. Every individual voice in the quintet is a crucial creative component, whether coming in and out of focus or shining at length in one piece or another, whether it’s Zoubek and Mahnig on “Converge”, Schönegg on “Race” or Huhn on “Float”. Nabatov is consistently brilliant here, whether playing piano or assembling a band, every track testifying to the necessary energy of verbs.

Stuart Broomer